Es ist Nacht. Ich höre einen dumpfen Knapp. Ich höre hoppeln. Ich schalte mein Smartphone ein und schaue durch die Kamera, welcher meiner sechs Plüschpopos gerade Unsinn in Kopf hat. Ich lächeln oder wundere mich und schlafe zufrieden weiter.
Eine typische Nacht für mich und meinen Liebsten, denn wir teilen unsere Wohnung mit sechs Kaninchen, die hier in einem eigenen Zimmer leben.
Für mich, meine Freunde und Bekannte ist es ganz normal, dass hier sechs Plüschpopos in der Wohnung leben. Leider ist das in vielen Fällen anders, denn noch viel zu oft sitzen Kaninchen in kleinen Zimmerkäfigen.
Kaninchenhaltung in der Wohnung – wenn dann richtig!
Weißt du was? Ich kann es so gut verstehen, dass viele Kaninchen mit Trockenfutter und alleine in einem kleinen Zimmerkäfig sitzen. In vielen (Kinder-)Büchern und „Fachgeschäften“ wird genau das gelebt.
Vielleicht sitzt bei dir in der Wohnung ja auch ein, oder zwei Kaninchen in einem Käfig?
Mache dir bitte keine Vorwürfe, denn auch wenn deine Haltung momentan nicht perfekt ist, zeige ich dir wie du dies ändern kannst und sofort ein ganz anderes Verhältnis zu deinen Kaninchen bekommst.
Die wichtigsten Grundlagen der Kaninchenhaltung – egal ob in der Wohnung oder Draußen
Um eine artgerechte Innenhaltung und ein wunderbares, vertrautes Verhältnis zu deinen Kaninchen hinzubekommen, müssen natürlich erstmal die Grundlagen geschaffen werden.
Niemals allein: Kaninchen sind Gruppentiere. Bitte halte kein Kaninchen alleine, mindestens ein Partner ist Pflicht. Bei mir leben direkt sechs Kaninchen: Kiwi, Henry, Cookie, Lola, Willy und Urmel.
Grünfutter statt Pellets: In vielen Tierhandlungen und bei Züchtern bekommen die Kaninchen einfach Pellets als Futter. Aber du weißt es jetzt besser! Pellets sind unglaublich ungesund für Kaninchen und können in Kombination mit Kohl sogar tödlich wirken. Meine Kaninchen bekommen im Sommer Wiese – Gras, Wiesenkräuter, Löwenzahn und unglaublich viel was du draußen umsonst finden kannst – und im Winter diversen Kohl und anderes Gemüse. Als Leckerli ist ein Apfel, ein Stückchen Banane, Apfelchips oder Erbsenflocken eine beliebte Wahl.
Platz zum Toben: Hast du schon einmal Kaninchen in freier Natur beobachtet? Sie springen rum und schlagen Haken. Das wollen auch deine Kaninchen und ich verspreche dir eins: Es ist unglaublich schön sie so freudig zu sehen. Gleichzeitig ist es auch super faszinierend wie schnell so kleine Tiere laufen können. Allgemein gilt, dass jedes Kaninchen mindestens 2m² Platz braucht, das heißt, dass zwei Kaninchen schon 4m² brauchen, aber besser ist mehr. Bei der Fläche handelt es sich um die Grundfläche, Ebenen zählen hier nicht mit. Meine 6 Kaninchen leben auf circa 30m².
Vielleicht denkst du dir, dass du keinen Platz für ein „so großes“ Gehege hast? Schaue doch mal im Internet nach Inspiration oder schaue dir meine Kaninchengehege Pinnwand auf Pinterest an. Ich verspreche dir: Kaninchengehege können super in vorhandene Zimmer integriert werden, oder du probierst freie Wohnungshaltung aus – deine Kaninchen werden dir bald so nahe sein wie ein kleiner Hund.
Kaninchenhaltung in der Wohnung
Kaninchen in der Wohnung zu halten fordert immer Kompromissbereitschaft, aber die kleinen Plüschpopos gegeben auch unglaublich viel zurück.
Vorurteile ausräumen
Als ich noch bei meinen Eltern lebte, waren meine Kaninchen in einem riesen Außengehege im Garten untergebracht. Als es dann hieß, dass mein Liebster und ich zusammenziehen würden, dachten viele, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem ich die Kaninchenhaltung aufgeben würde – schade Marmelade, das war wohl nichts!
Es gibt viele Vorurteile, leider. Denn es gehört immer noch nicht in unser Weltbild, dass Kaninchen genau wie Katzen und Hunde in freier Wohnungshaltung gehalten werden können.
Ich habe eine liebe Freundin, die meinen Kaninchen auch zunächst skeptisch gegenüberstand, heute betont sie immer wieder wie krass sie das Band zwischen den Kaninchen und uns findet, und das Kaninchen (artgerecht gehalten) ganz anders sind als sie immer dachte.
Kaninchengehege, Kaninchenzimmer oder freie Wohnungshaltung
Es gibt drei Möglichkeiten, wie du deine Kaninchen artnah in der Wohnung halten kannst:
Kaninchengehege: In einem Zimmer – am besten nicht Schlafzimmer, sondern beispielsweise Wohnzimmer, sonst kannst du nicht mehr gut schlafen – richtest du ein mindestens 4m² großes Gehege ein. Inspiration findest du zum Beispiel auf meiner Pinterest Pinnwand zum Thema.
Kaninchenzimmer: Für uns und unsere sechs Plüschpopos die perfekte Lösung. Die Kaninchen bewohnen ein ganzes Zimmer. Du kannst das Zimmer komplett nach den Wünschen und Bedürfnissen deiner Kaninchen gestalten und wenn etwas Chaos herrscht, stört es dich nicht so sehr.
Freie Wohnungshaltung: Deine Kaninchen leben mit dir zusammen in allen Räumen der Wohnung, oder du schließt rigoros die Türen wo die Tiere auf keinen Fall rein sollen. Die Tiere hoppeln dir hinterher, könnten das ein oder andere Mal betteln. Es ist fast so als würdest du mit kleinen Hunden oder Katzen zusammenleben. Oft schauen die Tiere auch mit dir fern. Die Möbel deiner Kaninchen sind dabei fest in deine Wohnung integriert und fallen teilweise gar nicht auf.
Egal für welche Form der Haltung du dich entscheidest, deine Kaninchen benötigen in jeder Innenhaltungsform einiges an Grundausstattung:
- Futternäpfe
- Wassernäpfe (bitte nehme keine Wasserflaschen, die schaden der Haltung deiner Kaninchen)
- Heuraufe
- Katzentoilette (ca. 1 pro Tier), du kannst deine Tiere mit Hilfe der Katzentoiletten teilweise komplett stubenrein bekommen
- Buddelkiste mit Sand oder Erde, super geeignet dafür sind übrigens Käfigschalen ohne das Gitter.
- Häuser mit je zwei Eingängen: Meine Kaninchenzimmer-Empfehlung sind Bananenkisten, diese bekommst du kostenfrei im Supermarkt. Nach Belieben kannst du sie sogar mit Sabberlack lackieren, dann sehen sie noch hübsch aus. Mit einem Messer zwei Eingänge reinschneiden. Du kannst auch einige Bananenkartons miteinander zu einer Art Labyrinth verbinden – das ist hier hochbeliebt
- Beschäftigungsmöglichkeiten: Leckerli-Bälle, Klopapierrollen mit Heu gefüllt, andere Bälle, oder Intelligenzspielzeug für Katzen aus Holz, lasse deiner Kreativität freien Lauf oder lasse dich Inspirieren
Kaninchenhaltung in der Wohnung – meine Erfahrungen
Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass ich meine Tiere von der Außenhaltung in die Innenhaltung geholt habe. Zuerst war ich unglaublich verunsichert, da mir viele gesagt haben, dass meine Tiere hier in der Wohnung nicht glücklich werden. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten.
Seitdem wir hier zusammenleben, vertrauen meine Kaninchen mit auf eine ganz andere Art und Weise. Sie kommen angehoppelt, wenn ich das Zimmer betrete. Sie springen mich an, wenn ich Apfelchips habe und reagieren ganz sensibel auf meine Stimme.
Es ist also möglich, dass du deine Tiere in der Wohnung unglaublich glücklich machst. Und ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen!
Comments 3
Kaninchen sehen so niedlich aus! Meine Eltern hielten Kaninchen, in der kindheit habe ich mit ihnen gespielt.
Hallo! Ich möchte einen Kaninchenschutz beitrag öffentlich machen mir fehlt für diese Botschaft jedoch ein Bild von einem Kaninchen das in einem Käfig eingesperrt ist. Ich kenne (gottseidank) auch keinen der sein Tier noch so hält (es würde mir das Herz brechen). Über googel bin ich auf dein erstes Bild gestoßen. Dürfte ich mir dies bitte kopieren und veröffentlichen?
Danke
Author
Natürlich 🙂